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Der rastlose Füllfeder-Ritter II/II

Nun habe ich mich also in eine Metapher gesteckt, bin ein leicht neurotischer Ritter im Rollkragenpullover, mit Hornbrille auf der Nase und einer klappernden Rüstung zum Schutz.


Ich führe eine Waffe und kämpfe gegen Drachen.


Aber wer ist mein Dienstherr, dem ich Treue und Gehorsam geschworen habe?


Ist es die Literatur, die mich vorantreibt?


Sind es Erkenntnisse? Ist es die Wahrheit?


Ist es womöglich die allgegenwärtige Veränderung, für die ich mein Leben im Kampfe geben würde?


Ich weiß es nicht. Vielleicht hinkt diese Metapher und es gibt gar keinen Dienstherren. Vielleicht bin allein ich es, dem ich treu ergeben bin, bis das der Tod mich scheidet.


Gewiss ist, dass ich vor gar nicht langer Zeit ein einfacher Knappe war. Und ohne es zu merken, ist mir ein Ritterschlag widerfahren.


Wer hat diese bedeutungsvolle Schwertbewegung vollführt? War ich es wirklich selbst? War es die mystische Veränderung, die keine Erklärungen hinterlässt, bloß Rätsel.


Auch das weiß ich nicht, aber es wird wohl ein Zusammenspiel der Kräfte gewesen sein, die nur vom menschlichen Verstand voneinander getrennt werden.


Der rastlose Füllfeder-Ritter auf Reisen, eine Welt voller Abenteuer vor sich.


Es ist Zeit, anzustoßen:


Ich werde noch eine Weile auf dieser Erde wandeln, so scheint es, werde auf Weggefährten treffen und fremde Länder sehen.


Das tue ich bedacht, Schritt für Schritt, meinem Dienstherrn, der Literatur, zutiefst ergeben.


Meine Füllfeder, meine einzige Waffe, nutze ich fortan nur zum guten Zweck, nach bestem Wissen und Gewissen und in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, ich verspreche es.


In der Hoffnung, dass das Menschengeschlecht bald wieder wachsen wird, das Glück als Nebenprodukt des Verzichts und des Mitgefühls wählen wird.


Ich glaube an das Gute im Menschen.


Ich glaube daran, dass wir selbst entscheiden, wer wir sein wollen, wer wir sind, welchen Sinn unsere Leben und unsere Tode haben, jeder Einzelne kann das, das ist eine innere Angelegenheit, keine äußere – keine staatliche – keine göttliche.


Eine menschliche.


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